25:10! Germanen deklassieren Köllerbach und stehen vor dem größten Erfolg ihrer Vereinsgeschichte

Frank Heinzelbecker und Mihaly Deak-Bardos feiern den sensationellen Erfolg im Halbfinale

Die Luft in der Walzbachhalle brannte. Dicht gedrängt verfolgten die knapp 2.000 Zuschauer den Halbfinal-Hinkampf zwischen dem SV Germania und dem KSV Köllerbach. Was sie zu sehen bekamen, waren eine absolute Galavorstellung der Gastgeber und eine Ringsportshow, die ihres gleichen sucht!

Spätestens beim Blick auf die Mannschaftsaufstellungen wurde klar, dass die Germanen an diesem Abend nichts unversucht lassen würden und ihren Traum von der ersten Finalteilnahme überhaupt nun endlich wahr machen möchten. So hatten sie Marcel Ewald erstmals seit drei Jahren wieder für das 55 kg-Limit "abkochen" lassen und Oleg Boikov nahm zum ersten Mal in dieser Saison den Platz in der Klasse bis 60 kg ein. Bei den Gästen aus Köllerbach hingegen konnte der kurzfristige Ausfall des Polen Radoslaw Marcinkiewicz nicht kompensiert werden und so musste der amtierende Deutsche Mannschaftsmeister die Reise nach Weingarten in Unterzahl antreten. Nachdem Andy Carl, Erfinder des legendären "Germania-Lieds", die HipHop-Formation "Vibrations" und die junge Marielle Mieden mit der Nationalhymne das Publikum gehörig angeheizt hatten, konnte es dann auch endlich losgehen ...

Zum Auftakt mussten die Germanen aber einen gehörigen Tiefschlag verkraften. Der Schuss ging im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten los und so musste sich der vom vielen Abnehmen gebeutelte Marcel Ewald mit 0:3 geschlagen geben. Vor seinem Gegenüber, dem inzwischen 43-jährigen Ex-Weltmeister Vladimir Togusov, kann man allerdings nur den Hut ziehen. Er zeigte auch diesmal wieder eine tadellose Leistung und sicherte dem KSV auf verdiente Art und Weise die ersten Zähler. Psychologisch wertvoll war allerdings auch die anschließende Reaktion der Germanen. Superschwergewichtler Mihaly Deak-Bardos wählte gegen Yannick Szczepaniak zunächst zwei Mal die Bodenlage, drehte den Franzosen in der dritten Runde dann aber doch noch durch und feierte so einen 3:0-Erfolg. "Es war wichtig, dass Michi keine Runde abgibt und wir gleich den Ausgleich schaffen", resümierte der sportliche Leiter des SVG, Sebastian Mayer. Endgültig auf Betriebstemperatur kamen die zahlreichen Weingartener Ringsportfans beim darauffolgenden 3:1-Sieg von Oleg Boikov. Gegen Venelin Venkov gelang dem Ukrainer im ersten Kampfabschnitt eine atemberaubende 5er-Wertung, die zweite Runde sicherte er sich durch eine Verwarnung. Anschließend schienen die Kräfte des Ukrainers aber zu schwinden und so war er nach der mit 1:6 verlorenen dritten Runde auch im vierten Kampfabschnitt nur noch passiv. Als Venkov dann aber freiwillig die Bodenlage wählte und die vermeintliche Schwäche des völlig entkräftet wirkenden Boikov ausnutzen wollte, schlug eben dieser eiskalt zurück. Mit aller Gewalt schaffte der Germane noch einen Dreher, sicherte seinem Team den zweiten Einzelsieg an diesem Abend und wurde mit minutenlangen Sprechchören gefeiert. Johannes Kessel stand anschließend kein Gegner gegenüber und so konnte der SVG seine Führung kampflos auf 10:4 ausbauen. Im letzten Duell vor der Pause traf Weingartens Gergö Wöller auf den Bulgaren Ismail Redzhep. Mit einem Konter in der Schlusssekunde sicherte sich der Ungar die hart umkämpfte erste Runde, anschließend hatte er das Gefecht jedoch fest im Griff und fuhr ein souveränes 3:0 ein.

Rene Zimmermann hatte gegen Jan Fischer fast alles richtig gemacht und wäre mit einer 0:1-Niederlage vollauf zufrieden gewesen. Eine einzige Unaufmerksamkeit des Germanen nutzte der Deutsche Meister im Trikot des KSV Köllerbach aber dann aus, um seinen wenig glanzvollen Auftritt doch noch mit drei Zählern zu "belohnen". Als Ionut Panait sich anschließend aber überraschend deutlich mit 3:1 gegen Sylvester Charzewski durchsetzen konnte, war der SVG endgültig in die Siegerstraße eingebogen. 3:0, 0:1, 3:0 und 4:0 hieß es am Ende eines wahren Kraftakts aus Sicht des Rumänen. Bei den Zuschauern, darunter übrigens auch der langzeitverletzte Szabolcs Laszlo und Ex-Germane Adrian Mazan, machten sich nun endgültig die Finalträume bemerkbar. Arpad Ritter nutzte diese Euphorie und gab dem jungen Gabriel Seregelyi mit 3:0 das Nachsehen. In der dritten Runde gelang dem Ungarn dabei eine richtig schöne 3er-Wertung. Ein einziger Augenschmaus war unterdessen das Duell der beiden Freistilasse Andrej Stadnik und Andrej Shyyka. Der amtierende Europameister und Vize-Olympiasieger im Trikot des SV Germania wollte sich unbedingt für seine 0:3-Niederlage gegen Shyyka während der Gruppenphase revanchieren. Das gelang ihm auch – und wie! Bei einem wahren Feuerwerk an technischen Wertungen behielt der Ukrainer letztlich mit 4:3, 1:0 und 5:3 die Oberhand. Shyyka war nach Weingartens Marcel Ewald damit schon der zweite Sportler an diesem Abend, dem die Belastungen eines in den Tagen zuvor absolvierten Konditionslehrgangs mit der Nationalmannschaft unübersehbar in den Knochen steckten. Dies aber nur am Rande. Adam Juretzko konnte sich im abschließenden Duell des Abends mit 3:2 gegen Konstantin Schneider durchsetzen und rundete so eine überragende Leistung der gesamten Weingartener Mannschaft würdig ab. Auf der Anzeigetafel flimmerte das sensationelle Endergebnis von 25:10 zu Gunsten der Germanen, die Fans lagen sich in den Armen und Mihaly Deak-Bardos trug Trainer Frank Heinzelbecker quer durch die Walzbachhalle. Die Chance, Geschichte zu schreiben und erstmals ins Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft einzuziehen, ist größer denn je. 15 Punkte Vorsprung nehmen die Germanen mit in den Rückkampf am kommenden Samstag in Köllerbach, das muss einfach reichen ...

(lother)

Der SV Germania endschuldigt sich an dieser Stelle bei allen Zuschauern für die wirklich nicht optimalen Sichtverhältnisse bei diesem Halbfinal-Hinkampf. Für die Germanen war es allerdings die erste Veranstaltung seit dem Umbau der Walzbachhalle und so fehlte es schlichtweg an der nötigen Erfahrung, ein solches Event zur allgemeinen Zufriedenheit durchzuführen. Der Verein entschuldigt sich hiermit noch einmal bei allen enttäuschten Ringsportfans und bittet diese zugleich um Verständnis. Sollte der SVG das Finale erreichen, erhalten alle Zuschauer bei Vorlage ihrer Köllerbach-Karte einen Preisnachlass von 4,- Euro auf Stehplatzkarten.

Berichterstattung im Fernsehen

Die Einzelergebnisse im Überblick

KlasseSV Germania WeingartenKSV AE KöllerbachR1R2R3R4R5Gesamt
55F Marcel Ewald Vladimir Togusov 0:40:10:1 0:3
120G Mihaly Deak-Bardos Yannick Szczepaniak 1:01:01:0 3:0
60G Oleg Boikov Venelin Venkov 6:02:01:61:0 3:1
96F Johannes Kessel unbesetzt 0:0 4:0
66F Gergö Wöller Ismail Redzhep 1:04:02:0 3:0
84G Rene Zimmermann Jan Fischer 0:10:10:1 0:3
66G Ionut Panait Sylvester Charszewski 3:00:13:04:0 3:1
84F Arpad Ritter Gabriel Seregelyi 1:02:04:3 3:0
74F Andrej Stadnik Andrij Shyyka 4:31:05:3 3:0
74G Adam Juretzko Konstantin Schneider 3:10:13:10:11:0 3:2
Endergebnis: 25:1016.01.2010

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