Punkteteilung im Spitzenkampf: Germanen und der KSV Aalen 2005 trennen sich 16:16

Es wurde der erwartungsgemäß spannende und hochklassige Spitzenkampf der Bundesliga West, so richtig zufrieden war am Ende aber keiner der Beteiligten. Nach dem 16:16-Unentschieden zwischen dem SV Germania und dem KSV Aalen 2005 machten sowohl der sportliche Leiter der Gastgeber, Sebastian Mayer, als auch KSV-Trainer Anton Nuding keinen Hehl daraus, dass sie beide "lieber gewonnen hätten".

Vor ein paar Jahren wäre man im Lager der Germanen über die Punkteteilung mit einer solchen Spitzenmannschaft wohl noch überglücklich gewesen, inzwischen haben sich die Zeiten aber doch etwas geändert. Als großen Rückschlag sollte man das insgesamt leistungsgerechte 16:16 gegen die Aalener zwar nicht werten, allerdings konnte dieser Abend in der Kleiberit-Arena auch nicht darüber hinweg täuschen, dass der SVG auf einigen Positionen derzeit erhebliche Probleme hat. So unterlag beispielsweise Christoph Ewald seinem georgischen Gegner in der 55 kg-Klasse, Amiran Elbakidze, überraschend deutlich mit 0:3 und schien dabei leider zu keiner Zeit des Kampfes auch nur annähernd in der Lage zu sein, irgendwie punkten zu können. Als fast schon unterirdisch muss man die Leistung des rumänischen Griechisch-römisch-Spezialisten Florin Gavrila bezeichnen. "Kempes" wurde von seinem Widersacher Peter Modos kalt erwischt und lag bereits nach 30 Sekunden mit 0:4 in Rückstand. Die erhoffte Aufholjagd blieb aber aus und so musste sich Gavrila am Ende sogar durch technische Überlegenheit geschlagen geben. Die 0:3-Niederlage von Konstantin Völk gegen den griechischen Routinier und Ausnahmeathleten Emzarios Bentinidis fiel unterdessen deutlich zu hoch aus und überhaupt war bei weitem nicht alles schlecht, was die Germanen an diesem Abend zeigten. Johannes Kessel bot eine überragende Vorstellung und gewann die Neuauflage des Finals der diesjährigen Deutschen Meisterschaften gegen Stefan Kehrer mit 3:0. War der Weingartener Youngster vor wenigen Monaten noch als knapper und unglücklicher Verlierer von der Matte gegangen, konnte er sich diesmal vor allem aufgrund der konditionellen Defizite seines Gegners verdient durchsetzen. Auch Rene Zimmermann zeigte sich von Beginn an couragiert und siegeshungrig, sein 3:0 gegen Hans-Jörg Scherr war zu keinem Zeitpunkt gefährdet.

Ein absolut ausgeglichenes Duell über fünf Runden lieferten sich Ionut Panait und der Pole Tomasz Swierk. "Johnny" hatte dabei im abschließenden Kampfabschnitt sogar den Vorteil der Oberlage auf seiner Seite, konnte aber leider keinen Punkt mehr erzielen und unterlag so am Ende etwas unglücklich mit 0:1. Mehr drin gewesen wäre sicherlich auch für Freistiler Sahit Prizreni. Der Albaner war aber erst kurzfristig für den verletzten Gergö Wöller eingesprungen und konnte die Strapazen seiner mehr als umständlichen Anreise nicht verkraften. Gegen den früheren Europa- und Vize-Weltmeister Anatolij Guidea zog Prizreni jedenfalls mit 1:3 den Kürzeren. Superschwergewichtler Mihaly Deak-Bardos, der eigentlich erst für die Endrunde vorgesehen und nun eigens für diesen Spitzenkampf nach Deutschland geflogen war, gab sich hingegen keine Blöße. Gegen den an Passivität nicht mehr zu überbietenden und offenbar im Rückwärtsgang festgefahrenen Ralf Böhringer gewann der Ungar absolut verdient mit 3:1. Diese eine verlorene Runde erwies sich im Nachhinein aber als ebenso unnötig, wie die des ukrainischen Weltklasseathleten Andrej Stadnik. Der amtierende Europameister und Vize-Olympiasieger steuerte gegen Oleg Motsalin geradewegs auf einen 3:0-Erfolg zu, ehe er die dritte Runde doch noch abgeben musste. Er setzte sich am Ende zwar mit 3:1 durch, verschenkte so aber wohl einen möglichen Gesamtsieg der Germanen. Stadnik nun die alleinige Schuld am Ausgang dieses Kampfes zu geben, wäre aber mehr als ungerecht und so fasste Sebastian Mayer treffend zusammen: "Die entscheidenden Punkte haben wir schon in den Paarungen zuvor liegen lassen. Andrej hat seine Sache ordentlich gemacht." Für das letztlich gerechte 16:16-Unentschieden sorgte Adam Juretzko mit einem klaren 3:0 im abschließenden Kampf gegen Balint Korpasi.

Da sich der KSV Köllerbach unterdessen hauchdünn mit 19:18 gegen den KSK Konkordia Neuss behaupten und auch der ASV Mainz 88 in Freiburg mit nur einem Punkt Vorsprung gewinnen konnte, fallen die Weingartener in der Tabelle der Gruppe West auf den dritten Rang zurück. Abgerechnet wird bekanntlich ja aber erst am Ende der Saison ...

(lother)

Die Einzelergebnisse im Überblick

KlasseSV Germania WeingartenKSV Aalen 2005R1R2R3R4R5Gesamt
55F Christoph Ewald Amiran Elbakidze 0:10:41:2 0:3
120G Mihaly Deak-Bardos Ralf Böhringer 0:12:01:01:0 3:1
60G Florin Gavrila Peter Modos 0:40:60:1 0:4
96F Johannes Kessel Stefan Kehrer 3:03:32:2 3:0
66F Sahit Prizreni Anatoli Guidea 2:01:10:60:4 1:3
84G Rene Zimmermann Hans-Jörg Scherr 3:03:01:0 3:0
66G Ionut Panait Thomasz Swierk 0:12:00:11:00:1 0:1
84F Konstantin Völk Emzarios Bedinidis 0:10:10:3 0:3
74F Andrej Stadnik Olegk Motsalin 4:03:02:23:2 3:1
74G Adam Juretzko Balint Korpasi 5:01:01:0 3:0
Endergebnis: 16:1624.10.2009

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