Interview mit dem sportlichen Leiter Sebastian Mayer: "Finale ist keine Pflicht, aber sicherlich reizvoll"

Sebastian Mayer und Christoph Lother

Am Samstag, den 29. August, starten die Germanen in ihre zehnte Bundesliga-Saison. Im Gespräch mit Pressereferent Christoph Lother äußerte sich der sportliche Leiter des SVG, Sebastian Mayer, zum Kader und den Zielen der Weingartener für die neue Runde.

Lother: Rund zwei Wochen vor dem Saisonstart ist die Euphorie in und um Weingarten groß. Wie ist die Stimmung beim SV Germania?

Mayer: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Es gilt nicht nur, die Sportler auf die Matte zu bringen. Entscheidend ist der Gesamteindruck, den wir bei unseren Sponsoren und Fans hinterlassen. In diesem Bereich wollen und müssen wir uns stetig verbessern. Demnach ist die Anspannung bei den Verantwortlichen in den vergangenen Tagen spürbar gewachsen. Insgesamt ist nach derzeitigem Stand aber durchaus von einer positiven Vorbereitung und Stimmung zu sprechen.

Lother: In den Medien war zuletzt oft vom stärksten Kader aller Zeiten die Rede. Verspüren Sie einen gewissen Druck und ist der Einzug ins Finale wirklich Pflicht für die Germanen?

Mayer: Nein, Pflicht ist das Finale sicherlich nicht. Nach dem dreimaligen Einzug ins Halbfinale haben wir aber durchaus die Ambitionen, noch eine Schippe draufzulegen und es wäre sicherlich reizvoll, jetzt in unserem zehnten Bundesliga-Jahr erstmals das Finale zu erreichen. Wir wissen aber sehr wohl, dass so eine Saison sehr lang sein kann und uns bereits in der Gruppenphase viele starke Gegner erwarten. Der Weg wird sicher steinig werden.

Lother: In der vergangenen Sommerpause war noch von einem möglichen Rückzug der Germanen aus der Ringerbundesliga die Rede, nun spricht man vom Finale. Wie passt das zusammen?

Mayer: Im Sport ist man immer abhängig von der Zuwendung der Sponsoren und seiner eigenen Marketingabteilung. Diese hat gerade in der vergangenen Saison hervorragende Arbeit geleistet und neben einem neuen Hauptsponsor, der Firma "Disch Gebäudereinigungsservice GmbH" aus Karlsruhe, auch einige weitere Neueinstiege im finanziellen Bereich verzeichnen können. Diese Sponsoren ermöglichen es uns nun, ein weiteres Jahr in der Elite des deutschen Ringsports mitzumischen.

Lother: Vergleichen Sie nun den Kader von diesem und den aus dem letzten Jahr. Wo liegen Ihrer Meinung nach die aktuellen Stärken?

Mayer: Zunächst einmal konnten wir mit Ausnahme von Adrian Mazan, der sich aus beruflichen Gründen nicht mehr in der Lage sieht, auf 66 kg abzutrainieren, alle Leistungsträger halten. Darüber hinaus haben wir versucht, unsere Schwachstellen aus der vergangenen Saison auszumerzen und dabei auch darauf geachtet, uns mit deutschen Sportlern zu verstärken. Diese spielen im Hinblick auf die Regel, immer mit vier Deutschen pro Kampf antreten zu müssen, natürlich eine tragende Rolle. Wir haben einige vielversprechende Talente verpflichtet. Von denen dürfen wir in ihrer ersten Saison zwar noch keine Wunder erwarten, auf lange Sicht hin werden sie uns aber sicherlich weiterbringen.

Lother: Diese Aussage bezieht sich wahrscheinlich vorwiegend auf die Neuzugänge Lukas Höglmeier, Johannes Kessel und Konstantin Völk. Mit Europameister Andrej Stadnik, Ex-Weltmeister Vladimir Shatskikh und Routinier Adam Juretzko wurde aber auch der eine oder andere Topstar verpflichtet. Was ist vom neuen SVG-Team zu erwarten?

Mayer: Bei den von Ihnen genannten Sportlern handelt es sich nicht unbedingt um Topstars. Sicherlich haben sie auf internationaler Bühne schon viele große Erfolge gefeiert, ein Bundesliga-Kampf ist aber immer noch etwas ganz Spezielles. Auch diese Athleten müssen hier in der Bundesliga erstmal ihre Leistung abliefern. Letztendlich zählt nämlich nicht nur der Einzelne, sondern das Ergebnis der gesamten Mannschaft. Auch ein guter Verlierer, der noch die eine oder andere Runde mitbringt, kann in der Endabrechnung immens wichtig sein.

Lother: Die Kader der anderen Mannschaften sind ebenfalls seit einigen Wochen bekannt. Wer ist – mal rein auf dem Papier betrachtet – der Favorit auf den Meistertitel?

Mayer: Von der Papierform her sind sicherlich der KSV Aalen 2005, der 1. Luckenwalder SC und Titelverteidiger KSV Köllerbach hoch anzusiedeln. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben aber gezeigt, dass nicht alle Teams auch immer ihre Topringer auf die Matte gebracht haben. Davon wird auch diesmal einiges abhängen. Gerade im Hinblick auf die Weltmeisterschaften im September, den neuen Olympia-Zyklus und die Terminüberschneidungen während der Endrunde ist das ein ganz entscheidender Faktor.

Lother: Stichpunkt Weltmeisterschaften, auch vom SV Germania werden einige Athleten in Dänemark auf die Matte gehen. Ein Nachteil?

Mayer: Nicht unbedingt. Schließlich ist unser Kader breit genug, um gerade für solche Extremsituationen wie die Phase unmittelbar vor einer Weltmeisterschaft gerüstet zu sein. Eigentlich ist es doch sogar eher erfreulich, dass wir unserem Publikum eine solche Vielzahl an internationalen Spitzenringern präsentieren können.

Lother: Zum Auftakt der neuen Saison treffen die Germanen auf ihren langjährigen Rivalen aus Mömbris-Königshofen. Handelt es sich hierbei gleich um eine echte Standortbestimmung?

Mayer: Klar ist das eine Standortbestimmung, handelt es sich bei der RWG doch um einen der vier Halbfinalisten der abgelaufenen Runde. Außerdem haben sich die Mömbriser gut verstärkt und auch den einen oder anderen Topmann aus dem Ausland verpflichtet. Ich denke da an den Japaner Tomihiro Matsunaga oder auch den Schweden Johann Euren. Da wir uns schon in den vergangenen Jahren gegen die RWG meist sehr schwer getan haben, wird es sicherlich auch diesmal ein interessanter Kampf werden.

Lother: Vielen Dank für dieses Interview und alles Gute für die kommende Saison!