Wilder Ritt zur Vize-Meisterschaft! Der große Saisonrückblick

Das Walzbach-Inferno beim Finale 2019

Die zweite Saison der Deutschen Ringerliga ist Geschichte. Für die Germanen war’s – trotz Final-Niederlage – eine überaus erfolgreiche. Von russischen Freistil-Raketen, kubanischen Kochkünsten und großen Emotionen. Unser Rückblick.

Zugegeben: Die Weingartener begegneten dem Saisonstart in Ispringen durchaus mit etwas Skepsis. Hatten sie sich in der unbefriedigenden Vorsaison in ihrer Personalplanung verzockt? Hatten sie über den Sommer hinweg an den richtigen Stellschrauben gedreht? Hatten sie in ihrem Kader den richtigen Mix aus absoluten Siegringern und allseits geschätzten Identifikationsfiguren, die jedes erfolgreiche Team doch so dringend braucht? Die ersten Wochen der neuen Runde sollten bereits erste Antworten liefern – und zwar vielversprechende. Der 10:9-Sieg beim Titelverteidiger aus Ispringen zum Auftakt zeigte bereits, dass die Germanen bei der Auswahl ihrer neuen Athleten ein gutes Händchen bewiesen hatten. Der introvertierte Reineri Andreu und Strahlemann Oscar Pino beispielsweise bereicherten das Team von Trainer Frank Heinzelbecker nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Letzterer sollte im Verlauf der Hinrunde auch abseits der Matte, nämlich in der Küche, groß auffahren und seine Gastgeber mit der einen oder anderen kubanischen Köstlichkeit verzaubern. Aber das nur am Rande. Viel wichtiger war, dass diese Mannschaft und das Weingartener Publikum schnell zusammenwuchsen. Der spektakuläre 12:11-Erfolg über den VfK Schifferstadt im ersten Heimkampf entschädigte schon für nahezu alles, was die Fans in der vorangegangenen Saison in der Mineralix-Arena hatten erleiden müssen. In Eisleben gab’s anschließend zwar eine überraschende 8:11-Niederlage, gegen den ASV Nendingen zum Abschluss der Vorrunde dann aber nochmal ein überzeugendes 16:6.

Auch der Start in die Rückrunde glückte. 13:8 hieß es im Heimkampf gegen Ispringen, bei dem mit Luis Orta ein weiterer Kubaner einen überzeugenden Einstand feierte. Der 12:9-Erfolg in Schifferstadt eine Woche später unterstrich dann endgültig die starke Form, in der sich die Germanen in dieser Phase der Saison befanden. Besonders das 10:9 des Russen Magomed Kadimagomedov gegen den Georgier Zurabi Erbotsonashvili dürfte den Fans dabei in Erinnerung geblieben sein. Doch nicht nur dieses Griffefeuerwerk bewies, dass Kadimagomedov einer der stärksten Freistilringer ist, die je in Weingarten unter Vertrag standen. Den letzten Heimkampf der regulären Saison gegen Eisleben gewannen die Germanen mit 12:11, den letzten in der Fremde verloren sie mit 11:14 in Nendingen. Ihr Halbfinal-Ticket hatten sie zu diesem Zeitpunkt aber sowieso schon längst in der Tasche. In der Runde der letzten Vier wurde Lokalrivale Ispringen ausgeschaltet – nach einer 10:11-Pleite im Hin- und einem 9:5-Erfolg inklusive Video-Drama im Rückkampf. Gerade dieses Derby und sein spektakuläres Ende lösten in der Mineralix-Arena Emotionen aus, wie es sie zuletzt wohl beim Gewinn der Meisterschaft 2017 gegeben hatte. Was den Weingartenern ausgerechnet dann, in der alles entscheidenden Phase, aber abhanden kam, war das nötige Quäntchen Glück, dass es braucht, um tatsächlich den Titel zu holen. Während die Schifferstädter es schafften, das Groß ihres hochkarätig besetzten Kaders für die beiden Endkämpfe auf die Matte zu bekommen, bissen sich die Germanen an diversen Verbänden die Zähne aus. Der Final-Hinkampf in Schifferstadt wurde demnach klar mit 7:15 verloren. Im Rückkampf zeigten die Weingartener zwar nochmal große Moral, für mehr als eine erneute 6:9-Niederlage sollte es aber nicht mehr reichen.

Was von dieser Saison letztlich hängen bleibt? Dass die Germanen sich nach wie vor auf die bedingungslose Unterstützung ihrer vielen Helfer und Fans verlassen – und deshalb auch regelmäßig derart elektrisierende Events wie den letzten Saisonkampf in der ausverkauften Walzbachhalle stemmen können. Dass das Weingartener Publikum die DRL trotz der vielen Knüppel, die sie zwischen die Beine geschmissen bekommt, längst liebgewonnen hat. Dass Spitzenringen und Weingarten unweigerlich zueinander gehören!