Das Premieren-Jahr der DRL: Ein Kraftakt auf – und neben der Matte

Jan Fischer gegen Nenad Zugaj

Am Ende hatten sie ihr Lachen wiedergefunden. Mit rund 60 Mann feierten die Germanen im Weingartener Waldstadion in der Nacht von Freitag auf Samstag den versöhnlichen Abschluss ihrer Premieren-Saison in der Deutschen Ringerliga. Gemeinsam ließen Mannschaft, Fans und Verantwortliche nach dem 11:6 in Ispringen diese kraftraubenden Monate, die schon lange vor dem offiziellen Startschuss der DRL begonnen hatten, noch einmal auf sich wirken. Ein Rückblick.

Aus sportlicher Sicht verlief das Jahr für die Nordbadener sicher alles andere als optimal. Platz 3 in der Abschlusstabelle der Hauptrunde ist zu wenig für die Ansprüche des dreimaligen Deutschen Mannschaftsmeisters. Darüber waren und sind sich in Weingarten alle einig. Gerade die Heim-Bilanz mit nur einem Sieg und einem Unentschieden aus sechs Kämpfen tut weh. Doch die Gründe dafür, dass die Germanen bei der Titelvergabe erstmals seit vier Jahren nur zuschauen dürfen, sind vielschichtig. Und werden ihnen – davon kann man fest ausgehen – mit Blick auf die kommende Runde eine Lehre sein.

Stichwort Kaderplanung. Ihr Team für die erste DRL-Saison hatten die Weingartener schon früh beisammen. Im Nachhinein sogar so früh, dass es ihnen zum Verhängnis wurde. Weil sie Sperren und Sanktionen sowohl durch nationale als auch internationale Verbände fürchteten, setzten die Germanen bei der Auswahl ihrer Neuzugänge – anders als in den Jahren zuvor – hauptsächlich auf Athleten, die in ihren Heimatländern zwar zur Spitzengruppe, mit Blick auf mögliche EM- oder WM-Nominierungen aber eben nicht mehr zur allerersten Garde gehören.

Gepaart mit langjährigen Identifikationsfiguren wie den Brüdern Georg und William Harth oder den Routiniers Adam Juretzko und Ionut Panait sah das nach einem vielversprechenden Mix aus, der dem, was im Laufe der Saison noch alles kommen sollte, dann aber eben doch nicht gewachsen war. Während die Konkurrenz von Woche zu Woche weiter nachrüstete, drehten die Weingartener nur an wenigen Schrauben. „Da gibt es immerhin auch Verträge, die eingehalten werden müssen“, erklärt der sportliche Leiter, Sebastian Mayer.

Verträge, die künftig wieder von einer Reihe noch hochkarätiger Athleten unterschrieben werden dürften. „Da wollen wir ins Finale!“, betont Mayer: „Unseren gewohnten Stamm werden wir zusammenhalten, das ist klar. Aber auf dem Transfermarkt haben wir sicher wieder andere Möglichkeiten als im letzten Sommer.“

Der von vielen Ungewissheiten geprägt war. Und in dem schnell zu spüren war, wieviel Kraft die Gründung so einer neuen Liga kosten würde. Die juristischen Auseinandersetzungen mit dem Deutschen Ringerbund, die Anstrengungen, den kubanischen Superstar Alejandro Valdes wieder nach Weingarten zu holen, die zwischenzeitlichen sportlichen Rückschläge, die Bemühungen um mehr Medien-Präsenz – all das kostete die Germanen auch abseits der Matte viele Körner. Letztlich zu viele.

„Wir haben sicher einige Fehler gemacht. Wir haben aber auch schon unglaublich viel erreicht in dieser einen Saison“, resümiert der Vorsitzende der Germanen, Ralph Oberacker – in einer gewissen Art und Weise stellvertretend für die ganze Liga. „Der Grundstein ist gelegt“, hält er fest: „Jetzt gilt es, die DRL weiter zu etablieren.“ In der deutschen Sportlandschaft. In den Medien. In den Herzen der Sponsoren und Fans. Die in den vergangenen Monaten viel Geduld und viel Kampfgeist aufbringen mussten. Für die es sich aber allemal lohnt, weiter zu kämpfen. Weingarten braucht das Ringen. Und das Ringen braucht Weingarten. Und die DRL.