Mattenkrimi im Finale reicht nicht zum dritten Titel

Der SVG ist zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte Deutscher Vize-Meister

In einem würdigen Finale zweier Mannschaften auf Augenhöhe fiel die Vorentscheidung am Samstagabend eigentlich schon im ersten Kampf, als der stilartfremd ringende Alex Chirtoaca nach drei Verwarnungen disqualifiziert wurde. Dennoch kämpften sich die Germanen aufoperungsvoll zurück und hielten das Finale spannend bis in die letzte Sekunde. Quasi mit dem Schlussgong fiel erst die Entscheidung zugunsten des ASV. Fans und Mannschaft feierten im Anschluss den zweiten Vize-Meistertitel der Vereinsgeschichte trotzdem wie eine weitere Meisterschaft.

Überraschungen im Aufstellungspoker gab es diesmal auf beiden Seiten nicht. Im Vergleich zum Halbfinalrückkampf gegen die RWG Mömbris-Königshofen änderte die sportliche Leitung der Germanen das Team lediglich auf einer Position. Im Freistilschwergewicht war Soslan Gagloev wieder verfügbar und kam zum Einsatz. Die Trainer beider Seiten verzichteten in der Gewichtsklasse bis 55 kg griechisch-römisch auf ihre etatmäßige Nummer eins Araz Khalilov und Roman Amoyan, um den Ausländerplatz mit N-Status mit Bekhan Kurkiev und Saba Khubezhty anderweitig zu belegen.

Der SV Germania 04 Weingarten erwischte den denkbar schlechtesten Start. Zwar legte Alex Chirtoaca los wie die Feuerwehr und ging gegen den Ex-Germanen Florin Gavrila mit fünf Punkten in Führung, gegen den verkehrten Ausheber aus der angeordneten Bodenlage wusste der gelernte Freistiler, der sich wieder mannschaftsdienlich auch in den klassischen Stil stellte, nur mit einem Griff an die Beine des Rumänen zu wehren. Das zweite Vergehen dieser Art sorgte dann für die dritte Verwarnung und somit die Disqualifikation. Statt 2:1 oder 3:1 hieß es 4:0 für den ASV Nendingen nach dem ersten Kampf. Diesen Rückstand verkürzte im Anschluss Soslan Gagloev gegen Nicolai Ceban im Freistilschwergewicht. Soslan konnte seinen Gewichtsvorteil nutzen und den Kampf mit 8:0 Wertungspunkten für sich entscheiden. Ein Duell auf Augenhöhe sahen die über 6000 Zuschauer in der Schwenninger Helios-Arena dann im Limit bis 60 kg im freien Stil zwischen Marcel Ewald und Ghenadie Tulbea. Beide Sportler konnten keine technische Wertung erzielen und so war es die angeordnete Aktivitätszeit, welche den Ausschlag zu Gunsten des Nendingers brachte. Ein rein deutsches Duell gab es anschließend im Halbschwergewicht zwischen Ramsin Azizsir und Peter Öhler. Um den angeschlagenen Oliver Hassler zu schonen und Ramsin das zehrende Gewichtmachen zu ersparen rückte der Neuzugang der diesjährigen Saison wieder eine Gewichtsklasse auf und im 84 kg Limit kam später Ilian Georgiev zum Einsatz. In einem körperbetonten Gefecht war Azizsir der etwas aktivere und konnte mit einem 2:0 Punktsieg auf 6:6 ausgleichen. Danach lag es am Weingartener Publikumsliebling Ionut Panait, den SVG weitmöglichst in Führung zu bringen. Gegen einen passiven Benjamin Raiser, der von Anfang an nur auf Schadensbegrenzung aus war, sammelte der symphatische Rumäne Punkt für Punkt und konnte knapp vor Ablauf der sechs Minuten Kampfzeit den Sieg durch technische Überlegenheit perfekt machen. Halbzeitstand: 6:10.

Im ersten Aufeinandertreffen nach der Pause brannte Bekhan Kurkiev auf Revanche für seine Niederlage im Hinkampf. In einem erwartet engen Kampf konnte der Russe in Diensten der Weingartener sich knapp durchsetzten und die Führung des SVG um einen weiteren Punkt ausbauen. Eine schmerzhafte Niederlage mussten die Germanen im Anschluss einstecken. Den 3:0-Sieg aus dem Hinkampf im Hinterkopf ging Anatoli Guidea übermotiviert auf die Matte und wurde von Samet Dülger gleich dreimal überrascht. Bereits nach 2 Minuten hatte sich der Nendinger ein 7-Punktepolster erarbeitet. Toli gab zwar zu keinem Zeitpunkt auf, konnte sich aber leider nur auf 7:6 herankämpfen und war auch lange nach dem Kampf noch untröstlich über seine Niederlage. Aber trotz der Disqualifikation im 55kg-Limit und er nicht einkalkulierten Niederlage Guideas hatten die Germanen beim Stand von 9:13 noch immer eine realistische Chance auf den dritten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Diese Chance existierte auch noch nach den beiden nächsten Kämpfen. Zunächst konnten die Gastgeber ihren Rückstand um weitere zwei Punkte verringern. Gegen Nenad Zugaj hielt Ilian Georgiev zwar gut mit, konnte die 2:0-Niederlage allerdings nicht verhindern. Diese Punkte erkämpfte sich der "Commander" Adam Juretzko im vorletzten Kampf wieder zurück. Volker Hirth zog in der Gewichtsklasse bis 74 kg griechisch-römisch Routinier Eduard Kratz vor, welcher Adam im Hinkampf der Gruppenphase bezwingen konnte. Dieser Schachzug ging allerdings nicht auf und Juretzko konnte seinen Gegner mit einem Armzug, der mit einem Punkt belohnt wurde, überraschen. Einmal mehr lag nun die gesamte Last auf den Schultern von Georg Harth. Maximal 1:2 hätte er verlieren dürfen, um den Meistertitel perfekt zu machen. Es war allerdings zunächst Saba Khubezhty der in Führung ging. 15 Sekunden vor Schluss versuchte Harth dann nochmals eine Wertung zu erzielen und die 0:3-Niederlage somit in ein 1:2 zu verwandeln. Die Kampfrichter werteten seine Aktion allerdings als Konter und vergaben somit nur einen Punkt. Auch der von Cheftrainer geforderte Videobeweis konnte das Kampfgericht nicht mehr umstimmen und so durfte der ASV Nendingen über den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte jubeln.

Die Anhänger feierten ihre Mannschaft im Anschluss trotz des hauchdünnen verpassten Meisterschaftstraums noch in der Helios-Arena und später in der heimischen Mineralix-Arena. Dort war bereits alles für die Saisonabschlussfeier vorbereitet. Nun heißt es vor der Saison ist nach der Saison: Für die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer geht es ohne Pause weiter. Vor allem die Marketingabteilung und die sportliche Leitung der Germanen haben mit Sponsorengesprächen und Vertragsverlängerungen bzw. Neuverpflichtungen alle Hände voll zu tun. Der erste Neuzugang für die kommende Saison ist inzwischen auch von Vorstand Ralph Oberacker bekannt gegeben worden. Vom Viertelfinalgegner KSV Köllerbach wechselt Martin Daum an den Walzbach.

Die Einzelergebnisse im Überblick

KlasseASV NendingenSV Germania WeingartenWertungGesamt
55G Florin Gavrila Alexandru Chirtoaca 10:6 4:0 DQ Gast
120F Nicolai Ceban Soslan Gagloev 0:8 0:3
60F Ghenadie Tulbea Marcel Ewald 2:1 2:1
96G Peter Öhler Ramsin Azizsir 0:1 0:2
66G Benjamin Raiser Ionut Panait 0:13 0:4
84F Piotr Ianuluv Bekhan Kurkiev 4:4 1:2
66F Samet Dülger Anatoli Guidea 7:6 2:1
84G Nenad Zugaj Ilian Georgiev 2:0 2:0
74G Eduard Kratz Adam Juretzko 0:1 0:2
74F Saba Khubezhity Georg Harth 7:1 3:1
Endergebnis: 14:1615.02.2014