Für die "Großen" immer noch eine Nummer zu klein? Germanen unterliegen mit 18:22 in Aalen

Sie wollten sich und den rund 150 mitgereisten Anhängern selbst das schönste Weihnachtsgeschenk machen, standen letztlich aber doch mit leeren Händen da. Die Germanen haben das Prestigeduell beim KSV Aalen 2005 mit 18:22 verloren.

Streng genommen ging es in der Greuthalle um nichts mehr. Der Gruppensieg in der Bundesliga West wird an den KSV Köllerbach gehen und sowohl die Aalener, als auch der SV Germania sind sicher in der Endrunde mit dabei. Beim Blick auf die beiden Mannschaftsaufstellungen hätte man aber meinen können, es ginge schon hier und heute um den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Die Germanen hatten so ziemlich ihr stärkstes Team aufgeboten, auch Vize-Olympiasieger Andrej Stadnik war erstmals seit seiner empfindlichen 0:3-Niederlage gegen den Köllerbacher Andrej Shyyka wieder mit an Bord. Die Aalener hatten unterdessen wirklich alles versucht, ihrem Rivalen aus Nordbaden eins auszuwischen: Freistiler Emzarios Bentinidis musste sage und schreibe neun Kilogramm abtrainieren, um in der 74 kg-Klasse aufzulaufen und im griechisch-römischen Stil gab der armenische Ausnahmeathlet Arsen Julfalakyan sein Bundesliga-Debüt.

Doch nun der Reihe nach. Den besseren Start erwischten die Germanen und so konnte sich Florin Gavrila in einem absolut ausgeglichenen Kampf gegen seinen rumänischen Landsmann Constantin Bulibasa mit 3:2 durchsetzen. Die Freude der Gäste sollte sich jedoch in Grenzen halten, denn im darauffolgenden Schwergewichtsduell gingen die Zähler an den KSV Aalen. Stefan Kehrer wirkte in der Klasse bis 120 kg deutlich ausgeruhter, als noch beim Hinkampf im 96 kg-Limit. Folglich war er diesmal auch klar der Tonangebende und bezwang Weingartens Youngster Johannes Kessel verdient mit 3:1. Was sich anschließend wie ein roter Faden durch den gesamten Abend ziehen sollte, war die Tatsache, dass die Germanen viel zu viele Runden unnötig liegen und sich teilweise noch in den Schlusssekunden nehmen ließen. Marcel Ewald beispielsweise hatte seinen Widersacher Vitalie Railean sicher im Griff, verlor die dritte Runde aber mit 2:2 und musste sich so mit einem 3:1-Gesamterfolg "begnügen". Ivan Nemeth verlor seinen Kampf gegen Coskun Efe zur Überraschung der Weingartener Verantwortlichen sogar ganz. Zwar gelangen dem Ungarn im zweiten Durchgang zwei Wertungspunkte, insgesamt zeigte er aber gerade im 90-sekündigen Standkampf viel zu wenig und konnte sich deshalb über die Niederlage auch nicht beschweren. Ionut Panait hat unterdessen endgültig seinen Angstgegner gefunden. Gegen den Polen Tomasz Swierk quälte sich "Johnny" einmal mehr über die vollen fünf Runden und hätte ein Erfolgserlebnis auch durchaus verdient gehabt. Am Ende jubelte aber wieder einmal der Aalener über ein knappes 3:2.

Dass sie im ersten Kampf nach der Pause nicht viel holen würden, war den Germanen wohl schon im Voraus klar. Eine Runde lang hielt Konstantin Völk gegen Davyd Bichinashvili noch ganz gut mit, anschließend aber demonstrierte der mehrfache Deutsche Meister im Trikot der "Ostalbbären" seine ganze Routine und brachte einen sicheren 3:0-Erfolg nach Hause. Definitiv nicht eingeplant war hingegen das anschließende 0:3 von Gergö Wöller gegen den Bulgaren Anatolij Guidea. Der Aalener gehört im freien Stil zweifellos zur Weltspitze, deckte die Schwächen des an diesem Abend etwas uninspiriert wirkenden Wöller aber doch recht heftig auf und brachte dem Germanen so auch seine erste Saisonniederlage bei. Kopf hoch, Gergö! Während Rene Zimmermann sich gegen Patric Nuding keine Blöße gab und durch drei Wertungen aus dem Stand heraus zu einem klaren 3:0-Erfolg kam, stieß Adam Juretzko erstmals auf altersbedingte Grenzen. Für die blitzartigen Angriffe von Europameister Arsen Julfalakyan war der 37-Jährige einfach nicht mehr schnell genug. In der ersten Runde verteidigte Juretzko zwar noch geschickt ein 1:0, über die komplette Distanz hinweg betrachtet erwies sich Julfalakyan dann aber doch als der deutlich Bessere. Eine noch höhere Niederlage und dann wohl auch "Klatsche" für die Germanen verhinderte im abschließenden Duell des Abends der Ukrainer Andrej Stadnik. Sein 4:1 über Emzarios Bentinidis spiegelte zwar nicht das wirkliche Kräfteverhältnis dieser beiden Athleten wieder, war in gewisser Weise aber Balsam für die Seele der SVG-Fans. Im ersten Kampfabschnitt konnte Bentinidis aus einem 0:3-Rückstand noch ein 5:4 machen, in der Folgezeit merkte man ihm das Abtrainieren von neun (!) Kilogramm aber immer deutlicher an und so stand er zwischenzeitlich wohl auch schon am Rande eines Kreislaufzusammenbruchs. Stadnik punktete gegen den völlig entkräfteten Griechen nun wie er wollte und fuhr einen Sieg durch technische Überlegenheit ein.

Aus sportlicher Sicht war diese 18:22-Niederlage in Aalen sicherlich kein großer Rückschlag für die Germanen. Bedauernswert ist jedoch die Tatsache, dass es den Schützlingen von Trainer Frank Heinzelbecker auch im vierten Anlauf dieser Saison nicht gelungen ist, einen der ganz "Großen" zu schlagen. Wollen sie ihren Traum vom Finale auch wirklich wahr machen, so müssen sich die Weingartener in der Endrunde noch einmal gewaltig steigern.

(lother)

Die Einzelergebnisse im Überblick

KlasseKSV Aalen 2005SV Germania WeingartenR1R2R3R4R5Gesamt
55G Constantin Bulibasa Florin Gavrila 1:10:20:12:00:1 2:3
120F Stefan Kehrer Johannes Kessel 3:00:41:01:0 3:1
60F Vitalie Railean Marcel Ewald 0:10:22:20:1 1:3
96G Coskun Efe Ivan Nemeth 2:00:22:01:0 3:1
66G Thomasz Swierk Ionut Panait 1:00:31:00:21:0 3:2
84F David Bichinashvili Konstantin Völk 1:01:02:0 3:0
66F Anatoli Guidea Gergö Wöller 1:03:03:1 3:0
84G Patric Nuding Rene Zimmermann 0:10:10:1 0:3
74G Arsen Julfalakyan Adam Juretzko 0:11:01:01:0 3:1
74F Emzarios Bedinidis Andrej Stadnik 5:40:20:40:6 1:4
Endergebnis: 22:1819.12.2009